Bewertung langfristiger Ergebnisse

Wenn wir uns Ziele setzen und etwas Neues beginnen, dann machen wir am Anfang meist große Fortschritte. Das motiviert uns und macht uns glücklich und fördert den Gedanken in uns, auf dem richtigen Weg zu sein und unser Ziel schneller zu erreichen, als wir ursprünglich gedacht hatten. Das ist fast überall im Leben so: beim Hausbau stehen die Wände und das Dach in kürzester Zeit, wenn wir eine neue Sprache lernen, kommen wir am Anfang sehr schnell voran. Aber bis wir wirklich in dem Haus wohnen können oder die Sprache so gut sprechen, dass andere kaum noch wahrnehmen, dass wir aus einem anderen Land kommen, dass dauert und oft wollen wir dann zwischendurch einfach aufgeben, weil wir denken, wir schaffen es doch nicht.

Genauso sieht es mit unseren Wünschen bei der Ernährungsumstellung und beim Muskel- bzw. Figurtraining aus. 

Deshalb möchten wir Sie heute ermutigen, sich zu jedem Zeitpunkt Ihres Weges klarzumachen, dass Sie schon ein gutes Stück erreicht haben, das Vieles besser ist als zu Beginn und dass diese gesundheitlichen Verbesserungen langanhaltend nachwirken, selbst wenn wir mal kurz vom Weg abkommen.

Bei der Ernährungsumstellung haben wir fast immer den gleichen Ablauf:

In unseren 5-wöchigen Seminaren mit der Zeit des intensiven Leberfastens und der Umstellung auf eine Flexicarbernährung verlieren die Kursteilnehmer zügig Gewicht. Das ist auch gut so, denn entgegen der früher geltenden Meinung haben Abnehmprogramme mit einer intensiver Gewichtsreduktion in den ersten Wochen bessere Langzeitergebnisse als Programme, in denen die Teilnehmer erst ganz allmählich überschüssiges Fett verbrennen.

Der anfänglich rasche Erfolg ist unterschiedlich begründet. Zum einen verlieren wir zu Beginn der Ernährungsumstellung reichlich Wasser, weil wir unsere Glycogenreserven (Glycogen = Speicherzucker) reduzieren. Zum 2. entfetten wir gerade bei einer Ernährung mit wenig Kohlenhydraten schnell die Leber und zusätzlich sinkt der Insulinspiegel. Beides sind Faktoren, die dafür sorgen, dass wir wieder mehr Nährstoffe in unsere Muskulatur aufnehmen und verbrennen können. Wir optimieren also unsere Fettverbrennung. Nach einer gewissen Zeit stellt sich dabei aber ein optimierter Zustand ein, der nur noch durch wesentlich mehr körperliche Bewegung angeheizt werden kann. Dadurch verliert die Gewichtsreduktion deutlich an Tempo. Ein 2. Grund sind überlebenswichtige Anpassungsmechanismen, die unser Körper genetisch geprägt in unterschiedlichem Umfang mobilisiert, denn er will sich ja nicht auflösen, sondern weiter auf dieser Welt existieren. Auch dadurch stoppt die rasche Gewichtsreduktion und wahrscheinlich ist das auch gut so, würden doch sonst viel zu rasch immer wieder riesige Umstellungsreaktionen in uns ausgelöst werden, die die komplizierte Gesamtregulation unseres Körpers überlasten könnte.

Seien wir also geduldig und genießen wir das, was wir in den ersten Wochen und Monaten der Gewichtsreduktion erreicht haben. Wann haben Sie das letzte Mal so viel Gewicht verloren. Meist ist doch in den Jahren bevor wir uns kennengelernt haben, Ihr Gewicht kontinuierlich immer weiter angestiegen. Auf Grund dieses physiologischen Verlaufs ist es so wichtig, Spaß und Freude an den neu kennengelernten Ernährungs- und Verhaltensweisen zu entwickeln, damit wir sie ohne Überwindung und Hadern in unseren Alltag übernehmen können. Regeln, die wir selbst festlegen, weil sie zu uns passen. Wenn Sie es also schaffen, mit den neuen Essgewohnheiten Ihr Gewicht ab einem gewissen Punkt zu halten, dann ist das ein tolles Ergebnis, um das Sie viele Ihrer Bekannten beneiden. Und dann 1-2 x im Jahr intensivere Phasen einlegen, wo Sie den Stoffwechsel nochmal optimieren, mit – sagen wir: „Gesundheitswochen oder Gesundheitstagen für sich selbst“, Zeiten, in denen Sie nochmal intensiv Ihren Körper entlasten durch optimale und leicht kalorienreduzierte Kost und einem intensiven Entspannungs- und Bewegungsprogramm. Dabei verlieren Sie wieder ein paar Kilo und kommen Stufe für Stufe ans Ziel.

Ähnlich verhält es sich beim Figur- oder Muskeltraining. Anfangs werden Sie auch dort sehen, Sie bauen zügig ein paar Muskel auf und überschüssiges Körperfett verschwindet, aber auch dort setzt dann eine Phase ein, wo Ihre Verbesserungen kaum noch über Veränderungen in der Körperzusammensetzung messbar sind. Trotzdem sind sie da. Sie spüren sie auch ganz deutlich, indem Sie länger belastbar sind, sich nicht so schnell erkälten, trotz anstrengender Tage abends nicht mehr so kaputt sind und auch wieder mehr Lachen und Freude in sich fühlen. Klingt wie ein Märchen? Ist aber keins, denn genau das erreichen Sie mit kontinuierlichem moderatem Kraft- und Bewegungstraining. Ein Großteil dieser Veränderungen bewirken die Myokine, die Hormon- und Botenstoffe, die die Muskulatur bei Bewegung produziert. Zum anderen ist es aber auch eine Verbesserung der Koordination und eine Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Muskulatur und Nervensystem, die uns geschickter und ausdauernder werden lässt. Seien Sie also nicht enttäuscht oder entmutigt, falls sich bei der Bestimmung der Muskelmasse keine oder nur langsame Fortschritte zeigen, sondern genießen Sie einfach die bessere Funktionalität, Widerstandskraft und das bessere Lebensgefühl, dass Sie durch regelmäßiges moderates Training gewinnen. Und bedenken Sie außerdem, eigentlich reduziert der Körper seine Muskel- und Knochenmenge um ca. 1 Prozent pro Jahr, wenn Sie die 30 deutlich überschritten haben. Wenn Sie es also schaffen, die Muskeln zu bewahren und durch Druck- und Zugbelastung gerade beim Egym-Training auch Ihren Knochen den Reiz senden, dass sie gebraucht werden, dann sind Sie faktisch jemand, der nicht altert, bzw. mit der Kraft und Vitalität älter wird, die denen wesentlich jüngerer Menschen entspricht.

 

Bleiben Sie also auch in Zukunft mit Lust und der richtigen Einstellung am Ball!