Coronafolgen

Corona Newsletter vom 26.04.2020

Liebe Leserinnen- und Leser,

 

wieder ist Wochenende und da ich durch Ihre Feedbacks merke, dass ich durch meinen Newsletter tatsächlich zahlreiche Menschen emotional in dieser unglaublichen Zeit unterstützen kann, will ich meine Wochenendfolgen fortsetzen.

Wo stehen wir heute - nach gut 4 Wochen Isolation und Einschränkung?

Die gute Nachricht: wir haben es wirklich geschafft, die Erkrankungszahlen so niedrig zu halten, dass gerade hier in Schwerin und MV viele Leute gar keinen Menschen persönlich kennen, der an Corona erkrankt ist.

Die Statistiken, die tagtäglich veröffentlicht werden, zeigen immer die Gesamtzahl der Erkrankten seit Ausbruch der Pandemie, aber nicht die Zahl der Menschen, die derzeit noch als krank und potenziell infektiös gelten. Das vermittelt uns natürlich immer eine viel größere momentane Gefahrensituation als die, die wirklich vorhanden ist.

Ich bin enorm dankbar, dass wir am Anfang so effektiv und schnell gehandelt haben und damit eine unkontrollierbare Erkrankungsflut erfolgreich verhindern konnten. Dennoch ist derzeit meine Enttäuschung sehr groß, dass gerade die Landesregierung von Mecklenburg -Vorpommern so zurückhaltend mit Lockerungsmaßnahmen agiert.

Fakt ist:

1.Es wird die nächsten Monate mit höchster Wahrscheinlichkeit kein sicheres effektives Medikament geben, dass die Erkrankungsverläufe berechenbar und eingrenzbar macht.

2.Es wird vor Mitte des nächsten Jahres keinen Impfstoff für die Allgemeinbevölkerung bzw. für Risikogruppen geben, der uns vor einer Covid-19- Infektion schützt.

3.Es gibt derzeit nur die Möglichkeit, sich durch einen gesunden Lebensstil und durch die Reduktion aller bekannten Risikofaktoren wie Rauchen, Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen vor einem schweren Erkrankungsverlauf zu schützen.

4.Durch Ausweitung der Hygienemaßnahmen können wir Risikogruppen wie z.B. ältere Menschen oder Personen mit schweren Grunderkrankungen schützen. Dazu gehören:

- Das Tragen von Mund- und Nasenschutz in Einrichtungen, in denen sich auf engem Raum viele fremde Menschen treffen wie Geschäften, Nahverkehr, Kultur- und Freizeiteinrichtungen. 

- Häufiges Händewaschen im Alltag

- Flächen- und Händedesinfektionen in öffentlichen Einrichtungen (unerwähnt bleiben die gesellschaftlichen Bereiche wie Arztpraxen, Krankenhäuser, Physiotherapieeinrichtungen…. in denen schon immer eine gründliche Desinfektion nach Wechsel des Gesprächs- oder Behandlungspartners erfolgte).

- Das strikte Zuhausebleiben im Falle des Auftretens von Erkältungssymptomen.

5.   Durch fortbestehende Kontakteinschränkungen zu Risikogruppen wie älteren, multimorbiden Menschen in Pflegeheimen, Rehakliniken oder auch das Besuchsverbot in Krankenhäusern können wir sogenannte Brandherde verhindern, bzw. bei Ausbruch einer Ansteckungswelle klein halten und schnell isolieren, so dass eine unkontrollierte Ausbreitung schwerer Verläufe verhindert werden kann.

 

Fakt ist:

1.      Mecklenburg- Vorpommern hat keine Erkrankungshäufigkeit, die die derzeit drastischen Aufenthaltsbeschränkungen und bestehenden Schließungen öffentlicher Einrichtungen wie Schulen, Gaststätten, Hotels, Fitness- und Gesundheitsstudios, Kinos, Theater….. rechtfertigt.

2.      Jeder Inhaber einer solchen Einrichtung wird im Falle der Erlaubnis zur Wiedereröffnung seiner Existenzgrundlage alles daran setzen, kein Infektionsherd zu werden.

3.      Die Kompromiss- und Hilfsbereitschaft unter den Menschen nimmt derzeit rasant ab, gerechtfertigter Weise, denn ein Großteil der Bevölkerung geht physisch und wirtschaftlich an die Grenzen der Belastbarkeit wegen eines Feindes, der deutlich an seiner Ausbreitung gehindert wurde und mit dem wir und das ist der entscheidende Punkt, für den Verlauf der nächsten Monate eine einigermaßen friedliche Koexistenz finden müssen, damit wir in unserer Gesellschaft weiter existieren können.

 

Ziel aller muss es sein, Rücksicht zu nehmen und verantwortungsbewusst für die Gesundheit aller Mitglieder unserer Gesellschaft zu handeln.

Ziel muss es sein, unter diesen Umständen mit dem Bewusstsein der drohenden Gefahr ins gesellschaftliche Leben mit Selbstwirksamkeit für seine Gesundheit zurückzukehren.

Die derzeit bestehenden Verbote aus Angst vor dem Unbekannten entzweien unser menschliches Miteinander und ruinieren die Gesundheit und die Existenzen vieler Menschen.

 

Meine große Bitte ist:

Lassen Sie uns mutig und achtsam durch diese Krise gehen.

Lassen Sie uns Rücksicht nehmen auf die Schwächeren in unserer Gesellschaft.

Geben wir aber den Starken die Chance, uns und unsere Gesellschaft voranzubringen, den Alltag wieder liebenswert zu gestalten, selbst auf die Gefahr hin oder selbst mit dem Nutzen, dass einzelne aus diesem Personenkreis sich nach und nach mit dem Coronavirus infizieren, daran erkranken, aber auf Grund ihrer guten gesundheitlichen Grundvoraussetzungen die Erkrankung rasch und ohne Folgen überstehen. So wächst der Kreis der immunen Bevölkerung und das Risiko eines Flächenbrandes wird nach und nach geringer.

Jeder sollte an seiner Gesundheit und Abwehrkraft arbeiten, ab sofort, in diesen Zeiten und durch die Erfahrungen, die wir alle machen. Optimieren wir ab sofort unseren Lebensstil und damit unsere Gesundheit und Abwehrkraft.

Präventive Einrichtungen wie Gesundheits- und Fitnessstudios müssen ihre Arbeit so schnell wie möglich wieder aufnehmen dürfen, denn dort liegt ein völlig unterschätztes Potential der Gesunderhaltung der Bevölkerungsschichten, die verstanden haben, dass man Erkrankungen bekämpfen muss, bevor man an ihnen leidet.

 

In diesem Sinne, bleiben wir eine Gemeinschaft.

Eine Gemeinschaft, die sich für das Wohl aller engagiert, aber in der jeder Einzelne für seine Gesunderhaltung sorgt, denn damit stärken wir das gesamte Land!

 

Liebe Grüße

 

 

Ihre Dr. Kathrin Prax