Immer wieder hören Menschen mit Übergewicht und beginnendem Alterszucker das Wort Insulinresistenz. Auch im Rahmen des von uns erfolgreich durchgeführten Leberfastenprogramms steht der Mechanismus des Durchbrechens der Insulinresistenz als ein Behandlungsschwerpunkt mit an vorderer Stelle. Aber ehrlich gesagt sind die 5 Stunden Kurs, die wir geben, meist mit so viel anderem Wissen gefüllt, dass die Erklärung dieses Zusammenhanges in meinen Augen zu kurz kommt, da es ja wesentlich mehr auf Verhaltensänderungen ankommt, als dass Sie bei uns wissenschaftlich ausgebildet werden. Da aber die Zucker- und Kohlenhydratsucht für viele Menschen mit Übergewicht ein ständig wiederkehrendes Problem darstellt, möchte ich hier nochmal erklären, was genau sich hinter diesem Phänomen versteckt, denn manchmal hilft ja auch dies, um den Hebel im Kopf in Richtung Wohlfühlverhalten umzustellen.
Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse des Menschen gebildet wird und dazu dient, den Zucker also die Einzelbausteine, die wir Glukose nennen, aus dem Blut in die einzelnen Körperzellen zu transportieren. In den Wänden aller Zellen befinden sich sogenannte Rezeptoren (spezifische Türen), die nur ganz bestimmte Bausteine durchlassen. Es reicht nicht, wenn die Glukose allein an die Tür klopft, sie braucht immer einen Bodyguard (das Insulin), um über die Rezeptoren eingelassen zu werden. Ohne Insulin wird also der Zucker nicht in die Zellen aufgenommen (ein Phänomen, dass wir beim Typ 1 Diabetes mellitus kennen, wo die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse dieses Hormon einfach nicht mehr produzieren).
Beim Typ 2-Diabetes oder beim Übergewicht sieht es aber anders aus.
Jede Zelle hat nur eine bestimmte Kapazität, Nährstoffe aufzunehmen und kann deshalb eben auch nur eine bestimmte Menge Glukose aufnehmen. Der größte Teil der Kohlenhydrate, die wir essen, wird in Glukose zersetzt oder umgewandelt und in dieser Form durch unseren Blutkreislauf transportiert. Am Anfang und unter normalen Bedingungen funktioniert alles tadellos. Wir essen eine Mahlzeit mit Kohlenhydraten und nehmen dadurch über unsere Darmwand Zuckerbausteine in unser Blut auf. Das Blut zirkuliert durch unseren gesamten Körper und so kommt der Zucker auch an unserer Bauchspeicheldrüse vorbei. Dort messen die Zellrezeptoren einen erhöhten Zuckergehalt im Blut und schütten Insulin aus. Das Insulin schnappt sich die Zuckerbausteine und schleust sie in unsere Zellen ein, ins Gehirn zum Denken, in die Muskulatur, um uns zu bewegen, in die Fettzellen aber auch in jede Zelle unserer inneren Organe, da ja auch die Energie benötigen um ihre Funktionen wie Herzschlag, Atmung, Wasserausscheidung…… zu leisten. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Das misst die Bauchspeicheldrüse und fährt dann auch die Insulinproduktion herunter. Die meisten Zellen haben auch eine gewisse Kapazität, um Zucker in Form von Glykogen zu speichern und so schnell Zugriff auf Energie zu haben, wenn es mit der Nahrungsaufnahme mal nicht so klappt und der Nachschub knapp wird. Doch in unserer Wohlstandsgesellschaft ist das fast nie das Problem. Wir kämpfen eher damit, dass wir viel zu oft und viel zu viel Energie in Form von Nahrung aufnehmen. Sind die Zellspeicher gefüllt, schützen sich die Zellen vor einer Überfrachtung, sie wollen sich ja nicht selbst zerstören und bauen einfach die Türen für die Zucker-Insulinpärchen ab. Je weniger Türen, desto weniger Zucker kann in die Zellen. Und genau diesen Zustand bezeichnet man als Insulinresistenz: obwohl genug oder fast schon zu viel Insulin im Blut vorhanden ist, kann dieses den Zucker nicht aus dem Blutkreislauf in die Zellen weiterleiten, da die Zellen sich vor zu viel Zuckeraufnahme schützen, indem sie die Zugangswege in die Zellen herunterregulieren. So schwimmt im Blut immer mehr Zucker umher, da wir ja schon wieder durch Nahrungsaufnahme neuen Zucker zu uns nehmen und die Bauchspeicheldrüse misst diese ständig erhöhten Werte und schüttet immer mehr Insulin aus, denn das Problem muss doch beseitigt werden. Wird es aber nur bedingt, denn ein wenig mehr geht dann wahrscheinlich immer noch in die Zellen, aber Insulin ist eigentlich dazu geschaffen, die Nährstoffe in die Zellen zu schaffen und somit dafür zu sorgen, dass wir wachsen und gedeihen. Genauso wie es dafür auf der einen Seite sorgt, genauso sorgt es auf der anderen Seite dafür, dass wir kein Fett mobilisieren, das heißt, keine Energiefreisetzung durch Fettverbrennung in unseren Zellen abläuft, denn erst ist ja der Zucker dran als günstigere Variante der Energieerzeugung. So verhindert also dieser ständig erhöhte Insulinspiegel im Blut die Fettverbrennung in den Zellen und macht es auf diese Weise übergewichtigen Leuten schwer, Fett abzubauen. Die überflüssigen Zuckerbausteine, die nicht in Energie oder Speicherformen umgewandelt werden können, lagern sich schließlich irreversibel (nicht rückgängig machbar) an Eiweißstrukturen an. Dies führt zu folgenschweren Alterungs- und Erkrankungsprozessen. Typisches und messbares Beispiel dafür ist die Anlagerung von Zucker an die Eiweißstrukturen des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin). Wir messen die vermehrte Anlagerung des Zuckers durch die Bestimmung des HBA1c Wertes. Überschreitet dieser Wert einen bestimmten Bereich, so spricht man in der Medizin von Diabetes mellitus. Unsere roten Blutkörperchen erneuern sich ungefähr alle 120 Tage, so dass man diesen Prozess durchaus umkehren kann, wenn man sich langfristig optimaler ernährt und mehr bewegt, aber wenn es an genetische Eiweißstrukturen geht, so werden dadurch Alterungsprozesse und auch andere Krankheiten ausgelöst, die wir erst erkennen, wenn wir sie nicht mehr umkehren können.
Wenn man diesen Zusammenhang verstanden hat, wird auch die Schlussfolgerung daraus nicht schwerfallen. Reduzieren wir unseren Zuckerkonsum und ebenso unsere Kohlenhydratzufuhr, dann senken wir den Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse geht zurück. Durch den geringeren Insulinspiegel im Blut können wir wieder leichter in die Fettverbrennung geraten und somit lästiges und krankmachendes Körperfett verlieren. Aber natürlich nur, wenn wir mehr Kalorien verbrauchen als wir zu uns nehmen.
Also ran an die Bewegung und weg vom Essenstisch. Essen Sie wenig Kohlenhydrate zumindest dann, wenn Sie sich auch wenig bewegen. Flexicarb auf mediterrane Art und Weise, das ist unser Rezept für gesunde, figurbewusste Ernährung. 3 Mahlzeiten pro Tag mit Pausen dazwischen von 5 Stunden, eine gesunde Mischkost mit viel Gemüse, reichlich Eiweiß, gesunden Fetten und ein paar Kohlenhydraten in Form von Vollkornprodukten in Abhängigkeit von Ihrem täglichen Bewegungsradius, der idealer Weise aus 10.000 Schritten pro Tag und 2-3 ca. 45 minütigen moderaten Kraft-Ausdauersporteinheiten pro Woche bestehen sollte.
Machen Sie Ihrer Bauchspeicheldrüse das Leben leichter, dann werden auch Sie bald spüren, wie sich Leichtigkeit körperlich anfühlt.